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Ortsgeschichte
(Langfassung)

Kurzfassung


(Walter Düerkop
In den Corveyer Traditionen wird um 854 der Ort ”Gerdegheshusi” genannt, der mit unserem heutigen Gerzen identisch sein dürfte. Der Ort lag in einem Rodungsgebiet im Aringo. Zu der Zeit lebten dort die Brüder Helmric, Athelheri und Brunheri. Damals dürften im Glenetal eine Reihe von... hausen-Dörfer entstanden sein. Dürre, ein Heimatforscher, weist eine Reihe davon in seiner Aufzählung ”Ortsnamen des Trad. Corbeienses” nach. Es ist anzunehmen, dass um diese Zeit auch Brunkerishusun = Brunkensen entstanden ist. Sein Gründer dürfte der oben genannte Brunheri sein.
Der erste urkundliche Hinweis auf Brunkensen, - leider nur noch in gedruckter Form - , ist in zwei Quellen bei der Dotierung des Klosters Hasungen im Jahre 1074 zu finden.
Ein Mönch Meribod schenkt seinen Grundbesitz in Brunkerishusun und ein anderer Mönch seinen Besitz in Brunkerisheygon (Brunshagen oberhalb Varrigsen) seinem Erzbischof in Mainz für das genannte Kloster. (Dort hatte die Kirche noch 1771 Besitz.) Diese Schenkung ist im Zusammenhang mit den Fortsbannschenkungen des Kaisers Heinrich IV an den Bischof von Hildesheim Etzilo zu sehen. Der Kaiser wünschte die Zustimmung zu seiner Schenkung von den unmittelbar Beteiligten. Dazu gehörte neben anderen auch der Mönch Meribod . Diese Mönche haben wohl die Zustimmung verweigert und ihren Besitz ihrem Erzbischof in Mainz übergeben, weil er sie zur Christianisierung ins Sachsenland geschickt hatte. 
Die nächste Nachricht stammt aus einem Liegenschaftsverzeichnis der Kirche in Eimsen aus dem Jahre 1206, welche in Brunkensen Besitz hatte. 
Es folgt eine Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1324, welche im Wrisbergschen Hausarchiv in Wrisbergholzen erhalten ist, die die Stiftung eines Margarethenaltars in unserer Martinskirche belegt. Diese Stiftung bezeugt schon ein reges kirchliches Leben unter einem ”rectoris”. Die Kirche besaß 60 Morgen Landes. Die Hälfte wurde dem neuen Altar beigelegt. 

(Nachfolgend überarbeitete Daten aus der Brunkenser Geschichte von F. G. Meyer mit eigenen Ergänzungen.
) 
1393 erwirbt Hermann Wristbergh aus Wrisbergholzen von den Edelherrn von Homburg die Vogtei Brunkensen und den halben Zehnten.
1409 Die Herrschaft Homburg mit den Schlössern Hohenbüchen und Greene wird Besitz der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. Brunkensen wird Pfandbesitz der Bischöfe von Hildesheim.
1570 Brunkensen bekommt den ersten evangelischen Pfarrer, Conrad Wedemeier, von ihm stammt das erste Kirchenbuch der St.-Martins-Kirche mit überaus wertvollen geschichtlichen Eintragungen. 
1580 Auf Gut Brunkensen stirbt der kaiserliche Obrist und Landsknechtsführer Christoph von Wrisberg, der erste seines Geschlechts, der nach erfolgter Erbteilung Brunkensen bewohnte. Der Epitaph seiner Gruft in der Nicolaikirche zu Alfeld steht sehr stark verwittert an der SO-Ecke genannter Kirche. 
1580 – 1802 Gerichtsprotokolle des adligen Gerichts. 
1607 Umbau der alten kleineren Kirche und Erbauung eines neuen Kirchturms auf den Resten des alten Turms. 1613 Neubau der Pfarre. Patrone die Herren von Wrisberg.
1618-1648  30-jähriger Krieg mit verheerenden Folgen für den Ort. Ab Ende 1625 ziehen Söldner Wallensteins und Tillys plündernd durch Brunkensen und umliegende Ortschaften.
1626 – 27 Erste schwere Heimsuchung des Ortes im 30-jährigen Krieg durch plündernde und mordende Truppen der Liga. 1626 79 Tote durch Krieg und Seuche. 
1640 Wieder schwere Kriegsjahre, Kaiserliche und Schweden vernichten den Rest des Dorfes. Das Kirchenbuch schweigt bis 1648. Es leben noch 85 Einwohner in den Ruinen ihrer Behausungen. Ganze Geschlechter sind zu dieser Zeit ausgestorben.
1648 Brunkensen bleibt bei Braunschweig-Wolfenbüttel und auch beim evangelischen Glauben. Energischer Widerspruch der Herren von Wrisberg gegen anders lautende Ansprüche des Bischofs. 
1654 Älteste bekannte Schilderung über die Lippoldshöhle und ihre Sage bei Merian. 
1671 Bau eines Pfarrwitwenhauses direkt gegenüber der Kirche.
1700 und folgende. Höfeteilungen, Brinksitzer- und Anbauerstellen.
1720 Schatzrat Freiherr Christoph v. Wrisberg. Nach einem gewonnenen Jahrhunderte währenden Prozess rege Bautätigkeit. Viele Gebäude, angefangen mit einer neuen Kirche bis zum Lippoldskrug und anderen. Alle kenntlich als Bruchsteinbauten mit behauenen versetzten Sandsteinecken. 
1750 Neues Schulhaus mit Ziegeldach (stand bis 1900). Die erste Schule war auf dem Gutshof schon zu des Landsknechtszeiten. 
1747 Assecurierung für die Braunschweigische Landes-Brandversicherung (Zwangsversicherung aller Gebäude!).
Zu gleicher Zeit die erste Grenzversteinung des adligen Gerichts nach Neuvermessung. Damit Ende der unerträglichen Grenzstreitigkeiten nach allen Seiten.
1771 Dorf- und Feldbeschreibung des adligen Gerichts. Erste amtliche Karte von Dorf und Feldmark.
Zu dieser Zeit nehmen Brunkenser Einwohner am Freiheitskampf Nordamerikas unter englischer Fahne teil.
1807-13 Brunkensen gehört zum Königreich Westphalen. Ende der Patrimonalgerichtsbarkeit. Brunkensen kommt zum Gericht Greene, später zu Eschershausen. 
1830-31 Neuer Friedhof oberhalb des Dorfes im Weihbeek. 
1840 Typhusepidemie.
1841 ff. Ablösungsrezesse zur Beendigung der Gutsherrschaft. Hilfe durch die herzogliche Leihhauskasse, welche die Ablösungskapitale zu billigen Zinsen vorschoss. 
1844 Brunkensen selbständiges Rittergut unter Graf Moritz von Schlitz, genannt von Goertz-Wrisberg. Fideicommiß-Vertrag. 
1850 Cholera-Epidemie.
1850 – 60 Das Dorf erhält neue Verkehrswege, die Anger werden nicht mehr als solche genutzt.
1852 Einweihung der Eisenbahnstrecke Hannover – Alfeld. Bahnhof ist Alfeld. 1866 wurde von abrückenden hannoverschen Truppen die Eisenbahnbrücke über die Glene bei Godenau gesprengt.
Chaussierung der Verbindungsstraßen und Anpflanzung von Apfelbäumen an diesen. 1854 Aufhebung der Allmende. Verkopplung und damit Ende der Dreifelderwirtschaft. Erst jetzt nach Neuverteilung der Feldmark werden die Bauern rechte Eigentümer ihres Grund und Bodens.
1870 - 71 Der Krieg fordert einen Toten. 
1880 Wassergetriebene Dreschmaschine. 1885 Es kommt auch eine Dampf-Dreschmaschine ins Dorf. 
1900 Die letzten Webstühle stehen still. Die Industrialisierung holt die ersten Einwohner in Alfelder Fabriken. 
1894 – 95 Die erste Wasserleitung aus der ”Dornquelle”. Später Wasser aus dem Lippoldshohl. Der Wasserspeicher ist noch heute vorhanden. 
1900 – 1905 Bau einer neuen Schule. Die alte von 1750 wird abgebrochen. Zu gleicher Zeit eine große Kirchenrenovierung für ca. 7500 Mark. 1907 Neues Pfarrhaus.
1914 – 1918 Der Erste Weltkrieg. Siegesjubel. Verlustlisten. Liebesgabensendungen. Kriegsanleihen. Rationalisierung. Lebensmittelkarten. Zuteilungen. Kriegsbrot. Steckrübenwinter. Heilkräutersammlungen. Papiermark! 
Ablieferungen: Kirchenglocken, Goldmünzen, Kupfer und Messing, Karbidlampen. -  Kriegsgewinnler, Schieber, Hamsterer.
1918 – 1933 Denkmal für die 36 Kriegsopfer. (1923) Hamsterfahrten der Städter. Kommunistenunruhen. Notgeld. Dauernde Entwertung des Geldes. November 1923 Roggenmark. Rentenmark. Später Reichsmark. 1 Reichsmark =
1/4 US Dollar = 1 Billion Papiermark. Elektrifizierung durch Eltwerk Wesertal 1923. 
Motorisierung beginnt. Motorräder-Tankstelle Bicker. Fahrbare Feuerspritze. Spritzenhaus. Leichenwagen 1926. Rundfunk 1926. Kino 1928. Buslinie nach Stadtoldendorf. Postauto nach Alfeld 1927. Umfangreicher Verkauf von Gutland im Sültencamp 1930/31. Arbeitslosigkeit. Winterhilfe. 1931. Freiwilliger Arbeitsdienst Glenebegradigung. Sportplatz. Schießstand. Mitgliedschaften in der NSDAP.
1932 Bergrutsch am Kikedal.
1933 Das 3. Reich. Reichspräsident v. Hindenburg stirbt 1934. Parteigliederungen – Parteiherrschaft. 1935 Bürgermeister als Ortsvorsteher. Ortsbauernführer. 11 Erbhöfe. Wehrmachtsmusterungen. Arbeitsverpflichtungen zur Heeresmunitionsanstalt (Muna) Godenau. 
1939 – 1945 2. Weltkrieg. Rationalisierungen. Einquartierungen. Westwallflüchtlinge. Contibetrieb und Kofferfabrik. Bomben. 1944 Bomberüberflüge bei Tag und Nacht. 7. 4. 45 Einmarsch amerikanischer Truppen. Absturz eines Feindflugzeuges. Weiße Fahnen. Ablieferung von Rundfunkgeräten, Waffen, Fotoapparaten und Ferngläsern. 
1945 Verordnungen der Besatzungsmächte. ”Staat Niedersachsen”. Kein Schulunterricht. Keine Zeitungen. Hungerrationen nach Kalorienrechnung. Kleingärten. Kaninchenhaltung. Schwarzschlachtungen, – Hooverspeisung. 
1946 Hochwasser im Februar. Im Mai Ostvertriebene. Bürgermeister und Gemeindedirektor. Wahlen.

1947 28.10. Explosion der Muna in Godenau.
1948 auch Vertriebene im Gemeinderat. Regelmäßige Neuwahlen. Gemeindehaus und Kasse. Gemeinschaftsarbeiten: Bekämpfung von Kartoffelkäfer und Feldmaus. Verlängerung der Wasserleitung zum oberen Quellfang. Ab 21. 6. neue Währung ”Deutsche Mark = DM”.
Ab 1949 Rückkehr ins normale Friedensleben. Neubauten von Wohnhäusern. Verbesserungen der Verkehrsverbindungen. Erneuerung der Dorfstraßen. Arzt und Zahnarzt. Lippoldsbad und Schwimmverein. Gemischter Chor und Gesangverein. Turn- und Sportverein, Fußballgruppe. Schützenverein. Christliche Pfadfinder. Verkehrs- und Verschönerungsverein. Erwachsenenbildung, Kino, DRK.
1953 Lippoldswappen für die Gemeinde.
1955 1. Preis des Landkreises für Ortsbildpflege. 806 Altbürger und 487 Neubürger = 1293 Einwohner.  

 (Daten aus der Kirchturmknauf-Urkunde von 1967.) 

1957 – 58 Bebauung des von der Kirchengemeinde erworbenen ehemaligen Schulgartens ”Vor der Linde”. 
1960 – 61 Anfang zur Siedlung ”Siebenmorgencamp”. 
1962 – 63 Kampf um gutes Wasser. Druckerhöhungsstation. Erbohrung einer neuen Quelle am Rettberg. Rohrnetzreinigung.
1964 – 65 Bau der Friedhofskapelle wird ermöglicht durch Spenden und Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand.
1965 – 66 Hochbehälter der Wasserleitung auf dem Rettberg. Wasserlieferung für Molkerei Leinetal. Wasseruhren im Dorf. Umkleideräume und Toiletten für den Sportplatz. 
1966 – 67 Planung und Umlegungsverfahren für die geplante Siedlung ”Riedäcker”.
Kanalisation des Ortes. Kirchenrenovierung steht vor dem Abschluss.  
 
(Daten aus der Amtszeit des letzten Bürgermeisters und Gemeindedirektors der selbständigen Gemeinde Brunkensen)
1968/69 Umbau der Schule und Erneuerung der Außenanlagen, die Schule wurde mit neuen Möbeln und ausreichenden Lehr- und Lernmitteln versehen. 
1969/70 Umbau des Gemeindehauses (Büro) und Herstellung eines zentralen Parkplatzes gemeinsam mit der Spar- und Darlehnskasse. 
1970/71 Erneuerung der gesamten Ortsstraßen und Bürgersteige. 
1971/72 Die Maßnahmen zur Schmutz- und Regenwasserkanalisation wurden vollständig abgeschlossen. 
1972 Erschließung des Baugeländes ”Riedäcker”, die ersten Häuser wurden errichtet. 
1973 Einweihung der neu erbauten Turnhalle, Gestaltung eines Bürgerparks in Eigenhilfe (Rat und Bürger). 
1973/74 Anschaffung einer neuen Motorspritze, eines zweiten Fahrzeugs sowie notwendiger Geräte für die Feuerwehr. 
1974 Durch die Gemeindereform hat die Gemeinde Brunkensen ihre Selbständigkeit nach 900-jährigem Bestehen verloren und ist seit dem 1. 3. 1974 Ortsteil der Stadt Alfeld (Leine). 

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Stand: 01.04.2015