Der Räuber Lippold raubte am Weinberg zwischen
Limmer und Alfeld aus ihrer eigenen Hochzeitsgesellschaft heraus die Tochter des
Bürgermeisters und entführte sie in seine Höhlenburg. Jahrelang durfte sie die Höhle
nicht verlassen. Um seine Verfolger irrezuführen, ließ Lippold seinen Pferden die
Hufeisen verkehrt aufschlagen. Wenn er nun ausritt, so sah es aus, als sei er in der
Höhle. Die Kinder, die ihm das arme Weib gebar, knüpfte der Unmensch in den Bäumen auf,
und wenn der Wind durch deren Gebeine fuhr, lästerte er: "Höre nur, wie unsere
Kinder singen!".
Eines Tages aber erkrankte der Räuber schwer. Die rettende Arznei konnte nur aus der
Alfelder Ratsapotheke geholt werden. Da schickte er in höchster Not sein Weib nach
Alfeld, nahm ihr aber den Schwur ab, sich niemandem erkennen zu geben, auch nichts zu
verraten. Nachdem die Arme die Arznei besorgt hatte, konnte sie ihr Heimweh nicht mehr
bändigen und ging hinüber zum Rathaus.
Dort setzte sie sich auf den großen Stein neben dem Portal und weinte bitterlich, dass
sich der Stein blau färbte. Ihr Vater, der Bürgermeister, der aus dem Rathaus
heraustrat, erkannte seine Tochter nicht wieder und fragte ahnungslos, warum sie weine. Da
sie nicht antwortete, nahm er sie mit in die Ratsstube und riet ihr, dem Kamin ihr Herz
auszuschütten, wenn sie mit keinem Menschen darüber sprechen dürfe. Das tat sie und
kehrte erleichtert zur Brunkenser Höhle zurück.
Ihr Vater aber hatte alles mit angehört und zog mit der Alfelder Bürgerwehr vor das
Räubernest an der Glene. Im Schornstein, der teilweise noch heute erhalten ist, ließen
sie einen Strick hinab, den das Weib um den Hals des Banditen legte, der sein Haupt wieder
einmal im Schlaf auf ihren Schoß gelegt hatte. So fand er sein gerechtes Ende und des
Bürgermeisters Tochter wurde heimgeholt.
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